Zwischen Idylle und Verkehrsgefahr

 Alleen und straßenbegleitende Bäume auf dem Prüfstand des Landesbetriebs für Straßenbau

 

Wir befahren sie regelmäßig, sie prägen vielerorts Regionen und schaffen ein idyllisches Ambiente: die Alleen im Zuge saarländischer Bundes- und Landstraßen. Für viele Menschen im Land sind sie nicht wegzudenkender Bestandteil der Kulturlandschaft.

 

Der für die Betriebssicherheit saarländischer Straßen verantwortliche Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) blickt aber auch aus einem anderen Winkel auf Alleen und straßenbegleitenden Baumbestand. Der Betrieb ist verantwortlich für die Sicherheit des Streckennetzes und hat Verkehrsteilnehmer vor Schäden durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume zu bewahren. Hier kommt den regelmäßigen Baumkontrollen eine besondere Bedeutung zu.Bild LFS

 

Gefahrenpotential für den Verkehr entwickeln hauptsächlich Alleen in mehrfacher Hinsicht. Die Bäume stehen zum Teil seit Jahrzehnten unmittelbar neben dem Fahrbahnrand und stellen dort angesichts der auf freien Strecken gefahrenen Geschwindigkeiten eine nicht zu unterschätzende Betriebsgefahr dar. Der Baumbestand ist vielerorts überaltert. Ältere Bäume leiden besonders unter vielfältigen Beanspruchungen entlang der Straßen. Jahrzehntelange Rückschnitte zur Gewährleitung des notwendigen Lichtraumprofils und Anprallschäden in Bodennähe nach Unfällen schwächen die Bäume bei der Abwehr von Fäulnis und Pilzbefall. Landwirtschaftliche Aktivitäten wie das Pflügen im Umfeld der Bäume schädigen deren Wurzeln. Abgase und Salzaufnahme setzen der Baumsubstanz zu. Sonnenbrand an rundum ungeschützten Bäumen lässt die Rinde aufplatzen. Blitzeinschläge spalten Stämme auf. Und nicht zuletzt erhöhen Schnee- und Eislasten auf vorgeschädigten Bäumen die Gefahr herabfallender Äste.

 

All diese Schäden erfordern aus Verkehrssicherheitsgründen besonderes Augenmerk des LfS und arbeitsintensive Kontrollen. Im Fokus der Kontrolle von Alleen und  straßenbegleitenden Baumbestand stehen im Saarland insbesondere Birken, Eschen, Rosskastanien und Eichen.

 

Die Birke erweist sich vor allem im Alter als willkommener Wirt für verschiedene Pilze. Der Brandkrustenpilz, der an schwarze Flächen und Fruchtkörpern erkennbar ist, verursacht von der Wurzel aufsteigende Moderfäule. Der Birkenporling bildet einen halbkreis- oder nierenförmigen Hut am Stamm. Er ist ein sicheres Indiz für absterbendes oder bereits abgestorbenes Holz. Schließlich ist auch der als Speisepilz geschätzte Hallimasch ein sehr aggressiver Schädling. Er greift das Wurzelwerk der Birken an und erregt Fäulnis im Kernholz.

 

Eschen beherbergen vielfach das so genannte falsche Stengelbecherchen. Es verursacht Triebsterben und damit Primärschäden, die von anderen Pilzarten gerne als Einfallstor genutzt werden. Der häufig auftretende Eschenbaumschwamm ist ein aggressiver Fäulniserreger und Parasit, der Wurzeln in ihrer Substanz schädigt.

 

Entgegen der Erwartung des Außenstehenden erweisen sich auch die robust wirkenden Rosskastanien in Alleen als problematisch. Äußeren Beschädigungen begegnen sie mit unzureichender Abschottung und nur geringfügigem Wundverschluss. Damit bieten sie insbesondere wurzelfäulniserregenden Porlingen fatale Angriffsmöglichkeiten.

 

Selbst die vielfach als Symbol der Stärke zitierte Eiche unterliegt unvermuteten Schwächen. Der Schwefelporling, der gelblich-orange schwammartige Fruchtkörper am Baumstamm bildet, lässt die äußere Hülle seines Wirts unbeschädigt. Er verursacht Braunfäule und frisst die stabilisierende Baumsubstanz von innen auf.

 

All diese Pilze können das plötzliche Versagen von Bäumen bis hin zu unvermitteltem Umstürzen verursachen.

 

Der LfS begegnet dieser Gefahr für die Verkehrsteilnehmer präventiv mit insgesamt 13 geschulten Baumkontrolleuren. In seinen acht Meistereibezirken führen diese Spezialisten zweimal jährlich für die Dauer von drei Monaten Baumkontrollen im Umfeld des Straßennetzes durch. Im belaubten Zustand konzentriert sich die Prüfung der Bäume auf deren Vitalität. Herbst und Winter erleichtern an unbelaubten Bäumen die Sichtprüfung auf Schäden und Schädlingsbefall insbesondere am oberen Stamm und in der Baumkrone. Zur Prüfung des bodennahen Stammes und des Wurzelwerks an der Oberfläche werden sowohl Gras und Gestrüpp abgeräumt als auch Moosbewuchs entfernt.

 

Die Feststellung geringfügiger Schäden löst weitere turnusmäßige Kontrollen aus. Beim Verdacht auf intensiven Schädlings- und Pilzbefall an schützenswerten Bäumen ziehen die Baumkontrolleure des LfS den Rat des SaarForst-Landesbetriebs hinzu.

 

Bei vorgeschädigten Bäumen setzt Christoph Kiefer, Baumexperte des SaarForst-Landesbetriebs, den Resistographen an. Das eigens vom Land beschaffte, 15 000 Euro teure Gerät sondiert den Baum mit einer feinen Saphirnadel und misst dabei, wie viel Widerstand das Holz leistet. Das Mess-Diagramm zeigt danach unwiderlegbare Fakten als Entscheidungsgrundlage über das weitere Schicksal des Baumes. In Zweifelsfällen wird bei besonders schützenswerten und Landschaft prägenden Bäumen als Ultima Ratio ein Schall-Tomograf herangezogen, der Schichtenbilder des Stammes erzeugt und somit letzte Gewissheit über das Schadensbild und die Stabilität des Baumes gibt.

 

Für LfS-Direktor Michael Hoppstädter sind Alleen und von Bäumen gesäumte Straßenzüge „ein schmaler Grat zwischen der Schönheit einer Kulturlandschaft und einer latenten Verkehrsgefahr. Mit unseren intensiven Kontrollen können wir tatsächliche Gefahren durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume zwar minimieren. Wenn aber erhebliche Schäden an den Bäumen festgestellt werden, müssen wir zum Schutz menschlichen Lebens im Straßenverkehr mit angemessenen Maßnahmen bis hin zur Fällung reagieren.“

[symple_accordion title=“Hinweis“] [symple_accordion_section] Dies ist eine redaktionell unbearbeitete Mitteilung des Landbetrieb für Straßenbau. [/symple_accordion_section]

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