Aumann im Dauerfeuer: Neunkirchens-OB und die vielen Fettnäpfchen

Neunkirchen – Um Oberbürgermeister Jörg Aumann (SPD) reißt die Serie negativer Schlagzeilen nicht ab. Der jüngste Wirbel betrifft mutmaßlich unrechtmäßige Gratis-Busfahrten städtischer Ämter mit der Neunkircher Verkehrs GmbH (NVG).

Über Jahre hinweg sollen Ausflüge zu Weinproben, Restaurants oder sogar mehrtägigen Fahrten ohne Bezahlung stattgefunden haben. Aumann reagierte nach den Enthüllungen drastisch: Er stellte Strafanzeige und suspendierte sowohl NVG-Geschäftsführer Pascal Koch als auch den Betriebsratsvorsitzenden Heiko Schaufert.

Doch der Spieß drehte sich rasch um: Beide verwiesen nun ihrerseits auf eine Fahrt Aumanns zum SPD-Bundesparteitag im Januar, bei der NVG-Mitarbeiter ihn während ihrer Arbeitszeit nach Berlin chauffierten. Aumann legte daraufhin sein Mandat als Aufsichtsrat der NVG vorerst nieder.

Auch in anderen Themenfeldern steht der Verwaltungschef unter Druck. Im Frühjahr beklagte er eine „Hetzkampagne“ der Facebook-Gruppe „Neinkeijer Buwe und Mäde“, die regelmäßig spöttische Beiträge und Karikaturen über ihn verbreitet. Zutiefst beleidigt kündigte er öffentlichkeitswirksam an, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen – tat dies aber eher nur sehr halbherzig.

Besonders heikel ist die Lage in der Neunkircher Migrationspolitik. Nachdem es Ende 2024 und wenige Monate später erneut zu Massenaufläufen bulgarischer Staatsangehöriger vor der Polizeiwache kam, forderte Aumann öffentlich mehr Rücksichtnahme von Zugewanderten: „Wer in unsere Stadt zuwandert, muss sich an die hier geltenden rechtlichen und gesellschaftlichen Normen halten“ und weiter „eine Meldung oder Anzeige bei der Polizei sollte nicht in einem Großeinsatz münden. Von unseren ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erwarte ich mehr Fingerspitzengefühl bei ihren Handlungen“. Gebracht hat das wenig: Die Menschenmenge stand schon bald wieder vor der Tür – Kritiker sprechen davon, dass viele Gruppen in Neunkirchen dem Oberbürgermeister eine „lange Nase“ zeigten und einfach weitermachten. Aumann wird deshalb für seine wenig erfolgreiche Migrationspolitik massiv kritisiert.

Die Gruppe von 50 Bulgaren vor der Polizeistation – Originalaufnahme – Foto: Leserreporter

Am schwersten wiegt jedoch der Vorfall vom Juli 2024, bekannt als „Unterzucker-Gate“. Damals soll Aumann auf einem Parkplatz des Saarpark-Centers randaliert, Autos beschädigt und Polizisten attackiert haben. Augenzeugen berichteten von Beleidigungen, Handgreiflichkeiten und riskanten Fahrmanövern. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Aumann selbst erklärte später, er sei aufgrund einer schweren Unterzuckerung in einen Ausnahmezustand geraten. Als Typ-1-Diabetiker sei er sonst durch einen Sensor gewarnt worden – dieser habe an jenem Tag jedoch falsche Werte geliefert.

Auf dem Parkplatz des Saarpark Centers herrschte nach Aumanns Chaos-Fahrt Verwunderung – Originalaufnahme Lesereporter

Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin wegen des Anfangsverdachts der Gefährdung des Straßenverkehrs sowie des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. „Es wird hier ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Gefährdung des Straßenverkehrs sowie des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte geführt. Die Ermittlungen dauern noch an. Einzelheiten zu einzelnen Zwischenergebnissen können nicht mitgeteilt werden.“, teilte Sprecher Thomas Schardt heute auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Die Vorwürfe gegen Aumann sind vielfältig – von zweifelhaften Busfahrten über einen missglückten Umgang mit Migration bis hin zu persönlichen Eskapaden. Klar ist: Der Oberbürgermeister der zweitgrößten Stadt des Saarlandes kommt derzeit nicht zur Ruhe. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)

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