Game over bei Voit: Wut der Mitarbeiter hängt jetzt an den Wänden
St. Ingbert – (Bildergalerie am Ende des Beitrags) In den Hallen von Voit Automotive in St. Ingbert ist es still geworden. Wo bisher Maschinen liefen, Metall bearbeitet wurde und Schichten im Akkord arbeiteten, hängen aktuell Pappschilder, Sprüche und Abschiedszeilen.
Die letzten Tage des Werkbetriebs fühlen sich nicht an wie ein gewöhnlicher Schichtwechsel, sondern wie ein endgültiger Abschied. Die Beschäftigten haben ihre Worte dort hinterlassen, wo sonst Produktionspläne, Werkzeuge und Bauteile ihren Platz hatten. Die Stimmung schwankt zwischen Bitterkeit, Ironie und einer Form von Humor, die oft entsteht, wenn Menschen versuchen, Dinge zu verstehen, für die sie nichts können.
Besonders ein Unternehmen steht im Zentrum des stillen Protests: ZF – ebenfalls ein großer Arbeitgeber im Saarland. Nachdem ein wichtiger Auftrag gekündigt wurde, brach bei Voit ein zentraler wirtschaftlicher Pfeiler weg. Für die Belegschaft zeigt sich diese Entscheidung nun in Sätzen, die auf Pappkartons geschrieben und an Stahlträger geklebt wurden. „700 Mitarbeiter/in bedanken sich recht herzlich bei ZF für das schöne Weihnachtsgeschenk“, heißt es auf einem Schild, unterzeichnet mit die „Voit’s“. Nicht als Dank, sondern als Vorwurf. Darunter, fast schon höhnisch nett: „Wir wünschen euch ein erfolgreiches neues Jahr 2026.“
Ein anderes Transparent hängt groß über einem leeren Regal: „DAS WARS. Game over.“ In einer anderen Ecke klebt ein handgeschriebenes Plakat: „Die neuen Arbeitszeiten sind jetzt da: Montag bis Freitag geschlossen. Samstag und Sonntag: zu.“ Eine andere Botschaft zitiert den legendären Giovanni Trapattoni: „Wir haben fertig.“ Und mitten im grauen Industriebau hängt ein Satz, der fast schon wie ein Stück Trost wirkt: „Lebbe geht weider.“
Diese Schilder sind keine offiziellen Mitteilungen, keine Pressebausteine und keine betriebsinternen Hinweise. Sie sind Ausdruck einer Belegschaft, die sich gesehen fühlen will – auch wenn der Arbeitsplatz verschwindet. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Jahrzehnte hier verbracht. Für sie endet nicht nur ein Arbeitsvertrag, sondern ein Lebensabschnitt.
Die Schließung von Voit reiht sich ein in eine lange Liste an Strukturbrüchen im Saarland – Stahl, Kohle, Automotive. Doch diesmal wird der Wandel nicht nur in Wirtschaftsdaten sichtbar, sondern in den Botschaften an Wänden, Maschinen und Werkbänken, die nun Aussagen tragen wie stille Mahnmale.
Ob das endgültige Ende bereits besiegelt ist oder ob Politik, Gewerbe und Wirtschaft noch einen Weg finden, Teile des Standorts zu retten, bleibt offen. Für die Beschäftigten jedoch scheint die Bilanz schon formuliert – groß, rot und klar: „Das war’s.“ JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)









