Der Absturz der saarländischen Firmenläufe
Es war ein regelrechtes Debakel am gestrigen Donnerstag für die Organisatoren „B2Run“ des 16. Dillinger Firmenlaufes. Das Interesse am einst so großen Lauf, bei dem schon mal über 12.000 Teilnehmer die Laufschuhe schnürten, ist merklich zurück gegangen. Gerade mal etwas über 3.200 Läufer fanden am Ende den Weg ins Ziel. Der Dillinger Lauf hat mit permanenten Rückgängen zu kämpfen aber so wenig wie gestern, waren es schon lange nicht mehr.
Auch die diesjährigen Läufe in Saarbrücken und Homburg wurden von den Unternehmen nicht mehr wirklich angenommen. Gerade mal etwas über 2.000 Menschen kamen in Homburg ins Ziel, wobei hier gut die Hälfte der Starter von der Uniklinik und den Bosch-Werken kamen, sonst hätten sich gar nur 1.000 Menschen am Start verloren. In Saarbrücken ein ähnliches Bild: Weniger als 3.000 Starter schafften es hier am Ende über die Ziellinie. Auch dort wäre ohne die Universität des Saarlandes nicht viel los gewesen. Die Uni brachte alleine 1.000 Läufer an den Start. Für eine solche große Stadt fast schon ein Armutszeugnis, was aber auch an der doch recht chaotischen Organisation des Veranstalters „nplus“ aus Saarbrücken lag. U. a. war ein Ärgernis für viele Firmen, dass die Startgebühren beim Saarbrücker Lauf regelrecht gewürfelt zu sein schienen. So zahlten viele Unternehmen nur die Hälfte von dem was andere berappen mussten. Das stieß so manchem Firmenchef sauer auf.
Darüber hinaus gibt es aber natürlich auch andere Gründe für den Niedergang der einst so beliebten Unternehmenschallenge: U. a. die zu hohe Dichte an Läufen. Im kleinen Saarland waren es zeitweise 4 Läufe innerhalb von wenigen Kilometern pro Sommer: Dillingen, 2x Saarbrücken, St. Wendel. Auch die Corona-Pandemie tat ihr Übriges zum Rückgang der Läuferzahlen.
In Dillingen hatten die Organisatoren zudem beim letzten Lauf vor der Pandemie im Jahr 2019 den Fehler gemacht, die Menschen bei fast 40 Grad im Schatten starten zu lassen. Die Veranstalter konnten den Lauf nicht mehr verschieben, da Dillingen nur der kleinste Lauf im Rad der großen Maschinerie von Firmenläufen einer Münchner Agentur (Infront) ist. Da fällt der Heimatgedanke schon mal hinten runter. Auch gestern war es mit über 30 Grad wieder viel zu heiß für so manchen ungeübten Läufer. Noch dazu sollte man für einen Kasten Wasser (musste man beim Veranstalter kaufen) extrem viel Geld bezahlen. Dies fanden viele Firmenchefs aus dem Landkreis Saarlouis ebenfalls nicht so toll und haben sich deshalb bei der gestrigen Ausgabe nicht angemeldet und wollen es auch in Zukunft nicht mehr tun. In Saarbrücken hingegen war die Strecke bei den letzten beiden Läufen mitunter so unattraktiv, dass die Firmen lieber gleich fern blieben. Hatte man in Dillingen noch das Gefühl, dass einige Anwohner sich für das Treiben auf der Straße interessierten, ging das Zuschauerinteresse in Saarbrücken gegen Null: Ein Erlebnis sieht freilich anders aus.
Sicherlich ist es aber auch so, dass sich die Interessen wandeln. Galt der Firmenlauf einst als Nonplusultra, so machen viele Firmen nun einen großen Bogen um die zumeist 5 Kilometer langen Strecken. Die Kosten sind für viele Firmen – gerade in diesen Krisenzeiten – einfach zu hoch. 15€ und mehr an Startgeld müssen die Unternehmen pro Starter berappen (in Dillingen lag der ‚Normalbuchertarif‘ bei rund 18€) – Zelt oder Verpflegung exklusive. Eigene Getränke dürfen nämlich im Anschluss des Laufes nicht mit auf die Partymeile gebracht werden. Da überlegen viele Unternehmer ob sie mit ihrem Team für das Geld nicht spannendere Alternativen finden.



