„Welker-Affäre“ – Was wusste Saarbrücken OB Uwe Conradt?
Es war schon ein ganz schöner Hammer, als letzte Woche bekannt wurde, dass die Steuerbehörden Räumlichkeiten von „Stadion-König“ Martin Welker rund gemacht hatten. Der Verdacht: Korruption. Von Vorteilsgewährung über Schmiergelder soll in dieser Posse alles dabei sein. Welker ist zwischenzeitlich untergetaucht. Aber auch sein Chef, Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), schweigt. Zum Selbstschutz?
Rückblick: Als Uwe Conradt im Jahr 2019 vollkommen überraschend das Amt des Oberbürgermeisters gewann, wusste er, was er sich mit der Immobilie Ludwigsparkstadion ans Bein binden würde. Der Umbau der Heimstätte des 1. FC Saarbrücken hatte zuvor mehrfach bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, wurde doch aus den ursprünglich für den Umbau veranschlagten 16 Millionen Euro am Ende satte 46,5 Millionen (zum Vergleich: Die piekfeine und hochmoderne Arena in Dresden hat 46 Millionen Euro gekostet – als Neubau mit 32.000 Plätzen und 18 Logen – vollüberdacht). Conradt wollte sich als Macher beweisen – die Kosten in den Griff bekommen und das Stadion fertig stellen lassen. Er erklärte den Umbau kurzerhand zur Chefsache und installierte mit Rechtsanwalt Martin Welker einen engen Vertrauten zum neuen ‚Chefumbauer‘.
Dieser machte sich sogleich an die Arbeit. Die Kosten aber stiegen weiter. Das Stadion wurde in der Folge zwar fertig aber nicht besser. Dafür stieg die Zahl der Skandale und Mängel. Welker überwarf sich mit Bauunternehmern, führte öffentliche Schlammschlachten. Gleichzeitig fühlte er sich immer mehr als unantastbarer Herr über den Ludwigspark. So sprach er gegenüber Mieter und Dritten gerne vollmundig von „meinem Stadion“. Das kam nicht gut an. Die Mängel auch nicht. Rasenprobleme, Rasenheizungsprobleme, Drainagenprobleme, Kühl- und Lagermöglichkeitsprobleme, unzählige undichte Stellen etc. Dazu noch die berüchtigte „Kuhweiden“-Diskussion.
Am Ende platzte die Bombe mit den nun aufgekommenen Vorwürfen zur Korruption. Was aber sagt der eigentliche Herr des Stadions dazu? Saarbrückens Oberbürgermeister Conradt ist als Behördenchef in Saarbrücken der Vermieter der Immobilie – und der Bauherr. Der CDU-Politiker ist Aufsichtsratschef der städtischen Baugesellschaft GIU, die den Bau verantwortet hat und zu dessen Vorsitzenden er Martin Welker quasi im Alleingang gemacht hat. Und das nachdem sein Wunsch, Welker gar als Baudezernenten der Landeshauptstadt zu installieren, krachend an Welkers Umgang mit am Bau beteiligten Personen und Firmen gescheitert war. Was also sagt Conradt zum neuen Skandal? Nichts! Über seinen Stadtsprecher lies er ausrichten, dass er lieber erst mal zu den Vorfällen schweigt. Dabei wollte Conradt es bei Amtsantritt besser machen als seine Vorgängerin Charlotte Britz (SPD). Die hatte sich ihrerseits gerne bei heiklen Fragen rund um den Stadionumbau weggeduckt und stattdessen lieber andere vorgeschoben. Nun macht es ihr ihr Nachfolger gleich. Dabei wäre gerade jetzt eine Erklärung Conradts so wichtig und ebenso nötig! Chefsache eben!
Denn: Als Aufsichtsratschef der GIU hätte er die Vorgänge rund um Welker kontrollieren müssen. Wie kann es angehen, dass ganze Koffer mit 389.000€ in bar bei Welker gefunden werden. Eine solch große Summe muss auffallen – zumindest aber das Treiben dahinter. Zumal der Koffer schon im Jahr 2021 gefunden wurde. Es gab demnach mehr als genug Zeit, sich intern um Aufklärung zu bemühen! Die Frage steht also auch im Raum, ob Conradt seine Aufsichtspflicht grob verletzt hat, in dem er den Ungereimtheiten nicht nachging und seinen GIU-Chef weiter handeln lies. Welker genoß weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen des Oberbürgermeisters. Daher muss Conradt auch gerade stehen für die Taten, die ein Welker verursacht hat – sofern sich die Vorwürfe gegen den Bauleiter erhärten. Als Förderer, als Aufsichtsratschef und als oberster Bauherr.
Uwe Conradt täte gut daran, sich nicht wegzugucken, sondern auch dem Steuerzahler als Stadtoberhaupt transparent aufzuzeigen, was es mit den jüngsten Geschehnissen rund um das Ludwigsparkstadion auf sich hat. Vielleicht ist es ja auch alles ganz anders und man tut Welker und Conradt Unrecht. Einzig dies nach der Sachlage zu glauben, fällt schwer und daher sollte der Saarbrücker Oberbürgermeister schleunigst Klarheit schaffen.
Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass am Wochenende in die Räumlichkeiten der GIU in Saarbrücken eingebrochen wurde. Ob die Einbrecher das Büro von Martin Welker zum Ziel hatten, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Die Spurensicherung ist vor Ort. Die zeitliche Nähe zu den Geschehnissen um den Welker-Skandal lassen zumindest die Vermutung nahe legen, dass die Einbrecher diesbezüglich Unterlagen gesucht haben. Möglicherweise waren hier gezielt Beweismittel das Ziel.