
Schüsse von Völklingen – Wie der Polizeieinsatz in einer Tragödie endete
Völklingen – Das Saarland trauert. Der Tod von Polizeioberkommissar Simon B. bei einem Einsatz in Völklingen hat landesweit Fassungslosigkeit ausgelöst. Während die Anteilnahme groß ist, arbeiten die Ermittler fieberhaft daran, die letzten Minuten des Einsatzes zu rekonstruieren.
Nach die am Freitag einberufende Pressekonferenz noch wenig Informationen bereit hielt, gibt es nun erstmals neue Informationen von offizieller Stelle. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat sich in einer ausführlichen Pressemitteilung zu den Abläufen geäußert. Nach Oberstaatsanwalt Thomas Schardt betrat der 18-jährige Täter am frühen Donnerstagabend die Aral-Tankstelle in der Nähe der Karolinger-Brücke.
Bewaffnet war er nicht mit einer Schusswaffe, sondern mit einem Besteckmesser – eine ungewöhnliche, aber dennoch bedrohliche Situation. Nachdem er die Tankstelle verließ, verfolgte ihn eine alarmierte Streife. Das Team bestand aus zwei erfahrenen Beamten und einem Kommissaranwärter in Ausbildung. Unter ihnen: Simon B. Es sollte eine Begegnung werden, die sich in dramatischer Weise zuspitzen würde.
Nach jetzigem Ermittlungsstand bedrohte der Jugendliche die Polizisten nicht mit dem Messer, sondern versuchte, die Flucht zu ergreifen. Als einer der Beamten ihn festhalten wollte, kam es zum Handgemenge. Ein Taser wurde eingesetzt – doch offenbar ohne die erhoffte Wirkung. Wie genau der 18-Jährige in den Besitz einer Dienstwaffe gelangte, bleibt ein zentrales Puzzlestück der Ermittlungen.
Sicher ist inzwischen: Der junge Mann feuerte mehrere Schüsse ab. Ziel seiner Schüsse waren Simon B. und der Kommissaranwärter. Beide trugen Schutzwesten – doch während diese beim Auszubildenden Schlimmeres verhinderte, trafen Kugeln Simon B. an ungeschützten Stellen.

Der erfahrene Beamte ging zu Boden. In diesem Moment, so schildert es die Staatsanwaltschaft, feuerte der Angreifer erneut – gezielt auf den bereits liegenden Polizisten. Sechs Treffer stellten die Rechtsmediziner später fest, unter anderem im Kopf- und Rumpfbereich. Der Blutverlust war so massiv, dass jede Hilfe zu spät kam.
Noch während des ersten Kommandos die Kontrolle zu behalten versuchte, rückte Verstärkung heran. Ein zweites Team von Polizisten eröffnete das Feuer, der Täter wurde von zwei Kugeln getroffen und flüchtete trotzdem weiter. Erst ein drittes Kommando konnte ihn schließlich stellen und festnehmen. Schwer verletzt kam er in eine Klinik, wo er bis heute unter Bewachung behandelt wird.
War der 18-Jährige zum Tatzeitpunkt alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss? Litt er an einer psychischen Erkrankung? Ein psychiatrisches Gutachten soll Klarheit bringen. Ob er nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden könnte, wird sich erst im Prozess entscheiden. Bislang schweigt er zu allen Vorwürfen.

Während Kriminaltechniker und Spurensicherung ballistische Gutachten und Videoaufnahmen auswerten, bleiben viele Details im Dunkeln. Unklar ist insbesondere, auf welchem Weg der Täter an die Waffe kam und welche Abfolge die einzelnen Schüsse nahmen.
Die saarländische Landesregierung ruft zu einer landesweiten Schweigeminute auf. „Unser Land trauert“, sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Innenminister Reinhold Jost erinnerte daran, dass „der Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger mit höchstem persönlichen Risiko verbunden ist“. Die Schweigeminute soll am morgigen Mittwoch (27. August 2025) im 9 Uhr stattfinden. Auch Blaulichtreport Saarland wird sich daran beteiligen.
Simon B. wurde bei einem Einsatz getötet, den er für selbstverständlich hielt: Schutz und Ordnung zu gewährleisten. Zurück bleibt ein Land, das sich fragt, wie aus einem vermeintlich kontrollierbaren Polizeieinsatz ein tödliches Gefecht werden konnte. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)