Machtkampf beim FCS: Präsidium kontert Fans mit Ausgliederungsplänen

Saarbrücken – Was sich am Donnerstagmorgen im Victor’s Hotel am Deutsch-Französischen Garten abspielte, war weit mehr als eine routinierte Pressekonferenz: Das Präsidium des 1. FC Saarbrücken legte überraschend einen eigenen Fahrplan für die Zukunft des Klubs vor – und konterte damit offen die von Ultragruppierungen und Fanclubs ausgearbeitete Initiative „Zukunft Blau Schwarz“. Hinter den Kulissen tobt damit ein Machtkampf, der das Potenzial hat, den Traditionsverein über Monate hinweg zu spalten.

Die „Virage Est“ und weitere Fanclubs hatten in den vergangenen Wochen eine Satzungsänderung vorgeschlagen, die den Verein von Grund auf verändern würde: Anstelle des Ehrenamts im Präsidium sollen künftig drei hauptamtliche Vorstände die Bereiche Sport, Finanzen sowie Marketing/Vertrieb leiten. Entscheidend wäre dabei ein starker Aufsichtsrat, der die Vorstände kontrolliert. Damit würden die Fans dem Präsidium maßgeblich die Macht entziehen – ein Modell, das in vielen Profivereinen bereits gelebte Praxis ist.

Am Donnerstag nun reagierten Präsident Hartmut Ostermann und Schatzmeister Dieter Weller. Ihr Gegenmodell: eine Ausgliederung der Profimannschaft in eine Kapitalgesellschaft – entweder als AG oder als KGaA. Auch hier sollen hauptamtliche Vorstände die sportliche und wirtschaftliche Führung übernehmen. Anders als im Fan-Modell sollen ihre Entscheidungen aber stets mit dem weiterhin ehrenamtlichen Präsidium abgestimmt werden. Brisant: Kommt es zu keiner Einigung, soll – laut Ostermanns Ausführungen – am Ende der Ehrenrat entscheiden – also jenes Gremium, dessen Mitglieder vom Präsidium selbst vorgeschlagen werden.

Als neuer Vorsitzender des Ehrenrates ist nach Ostermanns Vorstellungen Reinhard Klimmt, ehemaliger Bundesverkehrsminister und Ex-Ministerpräsident (SPD), vorgesehen. Hinter den Kulissen wirbt Klimmt bereits eifrig für seine Kandidatur. Ob er damit als „Integrationsfigur“ oder als verlängerter Arm Ostermanns gesehen wird, dürfte in den kommenden Wochen für Diskussionen sorgen.

FCS-Präsident Hartmut Ostermann auf der heutigen Pressekonferen

Clever ist der Vorstoß des Präsidiums allemal: Die Fan-Initiative wollte ihre Satzungsänderung über eine außerordentliche Mitgliederversammlung vorantreiben. Ohne Gegenentwurf wäre die Chance hoch gewesen, dass die Ultras die notwendige Dreiviertelmehrheit unter den bei der Versammlung anwesenden Mitgliedern (aktuell hat der Verein insgesamt rund 12.000 Mitglieder) erreichen. Nun aber stehen zwei konkurrierende Modelle gegeneinander – und es erscheint nahezu ausgeschlossen, dass eines davon allein die erforderliche Mehrheit bekommt. Damit ist die Dringlichkeit einer außerordentlichen Versammlung praktisch verpufft. Entscheidend wird nun wieder die ordentliche Mitgliederversammlung mit den Neuwahlen des Aufsichtsrates – jenes Gremium, das über die Weichenstellungen der Zukunft entscheiden soll.

Immerhin: Der Hauptsponsor Victor’s kündigte an, auch im Fall einer Fan-Mehrheit den Verein nicht sofort fallen zu lassen. Ein Ausstieg sei nicht zwangsläufig vorgesehen. Das ist ein wichtiges Signal, denn die wirtschaftliche Abhängigkeit des FCS von Hartmut Ostermann ist seit Jahrzehnten groß.

Das Präsidium des FCS auf der heutigen Pressekonferenz

Abseits des Machtkampfes gab es am Donnerstag auch ein Zeichen der Solidarität: Der FCS will beim Heimspiel gegen Erzgebirge Aue am Samstag einen Euro pro Eintrittskarte der Familie des im Dienst erschossenen Polizisten Simon B. spenden. Zudem sollen die Angehörigen und Kollegen des 29-Jährigen zum übernächsten Heimspiel in eine Loge eingeladen werden. Simon B. war FCS-Mitglied und Fan des Vereins.

Für zusätzliche Aufregung sorgte ein Mikroblogger aus Hamburg, der unserem Medium nach einem Beitrag am Morgen „Fake-News“ unterstellte. Hintergrund: Wir hatten berichtet, dass die Victor’s-Gruppe im Falle einer Ausgliederung aufgrund ihrer mehr als 20-jährigen Förderhistorie auch mehr als 50 Prozent der Anteile übernehmen könnte – eine Ausnahme, die das 50+1-Prinzip zulässt. Der Blogger verwies dagegen auf eine Satzungsänderung, nach der für eine Ausgliederung zwingend eine Dreiviertelmehrheit der Mitgliederversammlung nötig sei. Fakt ist: Diese Satzungsänderung wurde zwar beschlossen, aber bis heute nicht ins Vereinsregister eingetragen – und hat damit rechtlich keine Gültigkeit. Dass Ostermann auf der Pressekonferenz erneut betonte, in jedem Fall die Mitglieder entscheiden zu lassen, unterstreicht: Die Frage ist juristisch zwar brisant, politisch aber längst beantwortet. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)

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