Der nächste bitte! Voit Automotive meldet Insolvenz an
St. Ingbert – Und es geht immer weiter… Der Automobilzulieferer Voit Automotive aus St. Ingbert hat Insolvenz angemeldet, nachdem eine wichtige Übernahme durch das chinesische Unternehmen Chongqing Millison Technologies gescheitert ist. Am Donnerstag, dem 23. Januar 2025, gab das Amtsgericht Saarbrücken grünes Licht für ein Eigenverwaltungsverfahren. Martin Kaltwasser, ein Anwalt der Kanzlei Lieser, wurde als vorläufiger Sachwalter eingesetzt, um das Unternehmen durch die schwierige Phase zu navigieren.
Voit Automotive, spezialisiert auf Aluminium-Druckguss-Komponenten, beliefert große Automobilhersteller wie BMW, Mercedes-Benz, Audi und Volkswagen. Der Hauptkunde des Unternehmens, ZF Friedrichshafen, spielt eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens. Der Standort in St. Ingbert, Saarland, ist mit rund 940 Mitarbeitern der größte Betrieb des Unternehmens, das insgesamt fast 1600 Menschen beschäftigt.
Die Krise von Voit begann bereits 2022. Die Auswirkungen des Ukrainekrieges, gestiegene Energiepreise und Lieferengpässe setzten dem Unternehmen zu. Diese Faktoren in Kombination mit Tarifabschlüssen führten zu einem starken Rückgang der Erträge und einem Jahresfehlbetrag. Um die schwierige Lage zu meistern, wurde der Restrukturierungsberater Matthias Bayer engagiert, der nun die operative Sanierung übernehmen soll.
Im April 2024 hatte Voit eine Vereinbarung mit Millison getroffen, die eine vollständige Übernahme des Unternehmens vorsah. Diese sollte eine starke Eigenkapitalbasis schaffen und eine bankenunabhängige Finanzstruktur etablieren. Die saarländische Landesregierung sah die Übernahme als vielversprechende Lösung für die Zukunft des Unternehmens. Doch die Transaktion zog sich über Monate hinweg und platzte schließlich aufgrund der schwierigen Marktbedingungen und der fehlenden Zustimmung der chinesischen Börsenaufsicht.
Nun, nachdem die Übernahme gescheitert ist, kann Voit seine Kredite nicht verlängern. Die Unternehmensführung hat sich zum Ziel gesetzt, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern und das Unternehmen weiterzuführen. Ein zentraler Bestandteil der Strategie wird es sein, neue Investoren zu finden und gleichzeitig Sparmaßnahmen zu prüfen.
Die Auswirkungen der Automobilkrise auf die Region sind spürbar. Voit ist ein langjähriger Arbeitgeber im Saarland, gegründet 1947, und hat sich über Jahrzehnten als wichtiger Zulieferer etabliert. Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen für die gesamte Branche sind gewaltig: Aufgrund der schwachen Nachfrage und zunehmender Konkurrenz aus China sind viele Unternehmen in der Automobilindustrie unter Druck. Ford kündigte die Streichung von 2900 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2027 an. Auch Mercedes und BMW setzen auf Sparmaßnahmen. Zulieferer sind besonders betroffen: Bosch will bis zu 3800 Jobs abbauen, Schaeffler 2800, ZF zwischen 11.000 und 14.000 und Continental weltweit mehr als 7000 Stellen. Michelin plant zudem die Schließung von zwei Reifenwerken in Deutschland. Viele Firmen (Ford, ZF, Schaeffler, Michelin) davon betreffen insbesondere das Saarland.
Saarbrückens Oberbürgermeister Ulli Meyer zeigte sich besorgt, äußerte jedoch auch Hoffnung. Die Insolvenz im Rahmen der Eigenverwaltung biete die Möglichkeit, das Unternehmen zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen. In dieser schwierigen Zeit versicherte er der Belegschaft, dass die Stadt mit den Verantwortlichen in engem Austausch stehe, um die Arbeitsplätze zu sichern und die wirtschaftlichen Schäden für die Region zu minimieren. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)