Streit um FCS-Campus eskaliert – Anwalt droht „SZ“ mit Konsequenzen
Saarbrücken – Schlampig recherchiert oder bewusst die Tatsachen verdreht? Das wirft ein Saarbrücker Anwalt jetzt der „Saarbrücker Zeitung“ vor. Nachdem die „SZ“ am gestrigen Mittwoch (22. Januar 2025) einen Artikel über das „endgültige Aus“ für den FCS-Proficampus an der Galgendell veröffentlicht hat, kracht es zwischen dem Blatt und dem dem Anwalt der Maxi Sports GmbH, die den Bau an der Soccer Halle ursprünglich realisieren wollte. Dabei geht es um die Richtigkeit der Artikelberichterstattung zur laufenden Bauverhandlung.
Der Anwalt, Christoph Schmidt, wirft der Zeitung vor, mehrere falsche Behauptungen über den Verlauf der Verhandlungen und der angeblich zurückgenommenen Widersprüche aufgestellt zu haben. Die Kontroverse dreht sich um zwei abgelehnte Bauanträge im Zusammenhang mit dem geplanten Proficampus des 1. FC Saarbrücken. Dabei handelt es sich um den Antrag auf den Bau eines Naturrasen-Trainingsplatzes und die Nutzungsänderung eines bereits seit über 50 Jahren bestehenden Gebäudes in ein Trainingscenter.
In der Verhandlung, die gestern Morgen im Stadtrechtsausschuss der Stadt Saarbrücken stattfand, sollte ursprünglich über zwei Widersprüche der Maxi Sports GmbH entschieden werden. Der Artikel der Saarbrücker Zeitung, behauptet, dass die Firma ihren Widerspruch gegen die abgelehnten Anträge zurückgenommen habe. Schmidt hingegen argumentiert, dass lediglich ein Widerspruch, nämlich der gegen die Genehmigung des Naturrasenplatzes, zurückgezogen wurde.
Was in dem Fall tatsächlich auch logisch erscheint, da es bereits seit längerer Zeit heißt, dass dieser Antrag für die städtisch öffentliche Fläche der 1. FC Saarbrücken als Verein selbst einreichen soll, um das öffentliche Interesse zu wahren. Die Stadt hatte dies gar zur Bedingung gemacht. Daher zog die Maxi Sports den Widerspruch zurück, um den Weg, für einen eigenen Antrag des Clubs, frei zu machen. Das wiederum würde bedeuten, dass der „Traum vom Proficampus an der Galgendell“ eben doch noch nicht „ausgeträumt“ sei.
Der zweite Widerspruch gegen die Nutzungsänderung des Gebäudes sei laut Anwalt aber weiterhin in Verhandlung und nicht, wie von der „SZ“ behauptet, zurückgezogen. In einer E-Mail an die zuständigen Redakteure der Zeitung kritisiert Schmidt diese Darstellung. Ein weiterer umstrittener Punkt betrifft eine Aussage im Artikel, dass der Proficampus „politisch und/oder vom Verein nicht mehr gewollt“ sei. Schmidt bestreitet, dass diese Aussage von ihm in seiner Rolle als Anwalt gemacht wurde. Er bezeichnet sie als eine persönliche Vermutung, die er in den Raum gestellt habe, ohne diese als faktische Aussage zu deklarieren.
Der Anwalt der Maxi Sports forderte die Saarbrücker Zeitung in der Mail auf, die fehlerhaften Informationen unverzüglich zu korrigieren, um den Eindruck der Öffentlichkeit zu vermeiden, dass falsche Tatsachen verbreitet wurden. Für den Fall, dass dies nicht geschehen sollte, würde sich seine Mandantin rechtliche Schritte vorbehalten.
Das Blatt jedoch reagierte trotzig darauf und veröffentlichte einen weiteren Artikel, in dem erneut die Vergangenheit von FCS-Vizepräsident Salvo Pitino (dessen Schwester führt die Geschäfte für die Maxi Sport GmbH) durch den Kakao gezogen wird. Von Gegendarstellung fehlt in dem Artikel jedoch jede Spur. Und so scheint die Klage von Anwalt Schmidt nur eine Frage der Zeit zu sein.
Ins Rollen gebracht hat diese Diskussion ausgerechnet der FCS-Aufsichtsratsvorsitzende Aron Zimmer, der vor zwei Tagen just jenen Reportern der „SZ“ ein eher unglückliches Interview gab. Dort pochte Zimmer darauf, dass die Stadt das Projekt an der Galgendell zulassen soll, wenn der FCS die Nutzung des FC-Sportfeldes in kompletter Eigenregie für seine Jugend vorantreiben würde.
Dieser Streit verdeutlicht, wie komplex und politisch aufgeladen die Situation rund um den Proficampus bleibt. Besonders im Hinblick auf die unklaren Genehmigungsfragen und die Verstrickungen von Politik, Verein und Medien wird es weiterhin Spannungen geben, die weit über den juristischen Rahmen hinausreichen. Stunden vor der Mitgliederversammlung des größten Sportvereins im Saarland zeigt sich hingegen nur eines: Stadt, Medien und Verein sind sich alles andere als grün. Eine Portion Professionalität und ein Schuss weniger ‚Bockigkeit‘ würden allen drei Institutionen gut zu Gesicht stehen. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)