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Tabula rasa in schwarzgelb: „Radio Salü“ läuft das Personal davon
Saarbrücken – Die traditionellen Medien im Saarland stehen allgemein vor großen Herausforderungen. Der Saarländische Rundfunk verzeichnet seit Jahren finanzielle Defizite und plant nunmehr den Abbau vieler Stellen. Die Saarbrücker Zeitung kämpft mit einem drastischen Rückgang der Abonnentenzahlen. Laut neuesten Zahlen von „Statista“ sank die verkaufte Auflage von 132.000 im vierten Quartal 2016 auf nur noch 86.000 Ende 2024 – ein Rückgang von satten 35 % innerhalb von acht Jahren.
Besonders drastisch scheint die Situation allerdings bei „Radio Salü“ zu sein. Der saarländische Privatsender kämpft mit sinkenden Hörerzahlen und finanziellen Verlusten. Innerhalb eines Jahrzehnts hat der Sender weit über die Hälfte seiner Hörerschaft verloren. Während 2014 noch 101.000 Menschen pro Stunde einschalteten, sind es 2024 nur noch 41.000. Tendenz: Weiter fallend. Zudem verzeichnete das Unternehmen in der letzten veröffentlichen Bilanzausweisung, einen Verlust von über 100.000 Euro (Quelle: Northdata).
Unter Neu-Geschäftsführer Axel Musolff, der vor zwei Jahren eingesetzt wurde, kam es in letzter Zeit zu teils drastischen personellen Veränderungen. Programmchef Daniel Stubb verließ den Sender Anfang des Jahres. Ihm folgte kurze Zeit später Musikchef Alexander Hoffmann, dieser jedoch krankheitsbedingt. Daher verwundert umso mehr, dass auch der zweite Musikredakteur, Henning Reinke, von der Teamseite des Senders verschwunden ist. Damit steht „Salü“ ohne gelernte Musikredaktion da. Und vor kurzem wurde bekannt, dass auch Vertriebschefin Stephanie Gräßer den Sender (wieder) verlassen musste.
Last but not least hat gestern auch „Küchenchef“ Uwe Zimmer Abschied vom Sender genommen. Das gab der Moderator auf seinen Sozialen Medien bekannt. Alle Positionen wurden bis dato nicht neu besetzt, sodass der 66-jährige und in Mainz lebende Musolff nun die meisten Funktionen in Personalunion ausübt. Zudem ist aus Mitarbeiterkreisen zu hören, dass freie Moderationsplätze an Moderatoren von außerhalb vergeben werden. Das Stammpersonal soll dabei kaum bis keine Berücksichtigung mehr finden.
Die Zukunft von „Radio Salü“ ist aktuell ungewisser denn je. Während sich das Programm kaum verändert und Innovationen ausbleiben, wächst die Unsicherheit in der Belegschaft immer weiter. Es scheint so, als sei das Stühlerücken in der Saarbrücker Richard-Wagner-Straße noch lange nicht vorbei. Leiden müssen in erster Linie die Hörer – zumindest die, die der Sender noch hat. Denn das Programm wird mit diesem Aderlass an Personal sicher nicht besser – im Gegenteil. JETZT den neuen Blaulichtreport Saarland WhatsApp-Kanal abonnieren und IMMER DIREKT auf dem Laufenden bleiben (hier klicken)